Seit Jahren besuche ich diese internationale Leitmesse, wo sich über einhundert internationale Anbieter von auf Events spezialisierter Software und Technologien treffen, um sich über aktuelle Trends auszutauschen und sich einen Überblick zu verschaffen.
Besonders spannend war für mich diesmal die Frage: Was wurde aus dem Hype rund um virtuelle Events und welche neuen Trends werden das kommende Jahr dominieren?
Virtuelle Events stehen nicht mehr im Vordergrund
Eine Antwort gleich vorweg: Der globale Trend zu virtuellen Events, der im Vorjahr noch die Messe beherrscht hat, ist vorrüber. Viele neue Anbieter, die 2021 auf den Zug der Online-Events aufgesprungen sind, waren heuer nicht mehr dabei.
Auch bei den etablierten Event-Tech-Anbietern wie Cvent wird das Thema virtuelle Events nicht mehr in den Vordergrund gestellt. Und jene großen Konferenzveranstalter, die während der Pandemie mit Lösungen rund um virtuelle Events selbst in das Software-Business eingestiegen sind, sind offensichtlich wieder zu ihrem Kerngeschäft zurückgekehrt.
Ich persönlich war davon nicht sonderlich überrascht. Denn wie schon unsere Invitario-Studie zeigt, war das Verlangen nach Präsenzveranstaltungen wohl noch nie so groß wie heute. Gleichzeitig kommt es immer darauf an, die Vorteile der verschiedenen Eventformate „artgerecht“ einzusetzen.
Habe ich in London neue Trends entdeckt?
Ja – und es gibt gleich mehrere, die ich bei den Ausstellern und in vielen Gesprächen auf der Messe erkannt habe. Hier sind meine 5 wichtigsten Trends von der Event Tech Live:
Trend 1: Der Aufbau von Communities
Software-Anbieter unterstützen Unternehmen dabei, mit Events eine Community rund um ein Unternehmen oder eine Brand aufzubauen. Mit dem klaren Ziel, die Zielgruppe besser zu binden.
Trend 2: Daten, Daten und noch mehr Daten
Waren Events früher meist noch losgelöste „Satelliten“, hat die Pandemie die Verschränkung von Veranstaltungen mit der digitalen Welt beschleunigt. Viele waren zu Beginn noch erstaunt, welche Daten mit virtuellen Events gewonnen werden können und wie man diese nutzen kann.
Die Erkenntnis, Daten zu gewinnen und auszuwerten hat sich nun auf zwei Ebenen durchgesetzt:
Einerseits wird damit der Erfolg einer Veranstaltung gemessen, zum Beispiel anhand der erfassten Leads.
Andererseits können die Daten dazu eingesetzt werden, um die künftigen Veranstaltungen interessanter zu gestalten und das Erlebnis für die Event-Teilnehmer zu verbessern. Dieser Nutzen mit Blick in die Zukunft gefällt mir besonders gut.
Trend 3: Service, Service und noch mehr Service
„Wir setzen Dir Dein Event auf“ ist ein Satz, der mir in London sehr oft begegnet ist. Die Unternehmen bieten ihre Software nur in Kombination mit Service an, besonders am Single Event-Markt.
Das ist auch nur zu verständlich, da sich wohl niemand aufgrund nur einer Veranstaltung mit dem Aufsetzen eines Einladungs- und Teilnehmermanagements oder der Gestaltung einer Eventwebsite beschäftigen möchte.
Mit unserer auf Dienstleistungen spezialisierten Business-Unit Electric Blue haben wir selbst – aus oben genannten Gründen – ein Angebot rund um die Umsetzung hochkarätiger Einzelveranstaltungen geschaffen.
Trend 4: „Virtuelle Veranstaltungen“ stehen nicht mehr im Fokus
Wie schon zu Beginn erwähnt, ist der Hype um reine virtuelle Events definitiv vorbei. Aber natürlich sind Online-Veranstaltungen mittlerweile fest im Portfolio verankert.
Aufgefallen ist mir in diesem Zusammenhang der Berliner Anbieter Meetyoo, der digitale Umgebungen in 3D-Design für virtuelle Events anbietet. Diese Entwicklung wird auch in Kombination mit dem aufkommenden Metaverse sehr interessant werden.
Trend 5: Mehr Vielfalt bei den Ausstellern
Standen in den vergangenen Jahren hauptsächlich Themen wie Event-Registrierung, Ticketing oder Kommunikation im Mittelpunkt, so hat mich diesmal die Vielfalt bei den Ausstellern beeindruckt. Es waren die unterschiedlichsten Lösungen für Broadcasting und Streaming, Analytics und Daten oder auch 3D-Plattformen für virtuelle Events vertreten.
Was ist mir sonst noch aufgefallen?
Viele Anbieter behaupten von sich, eine „All-in-One-Plattform“ zu sein. Bis auf Cvent und Stova sind sie das aber meistens gar nicht, sondern bedienen eine Nische oder ein Marktsegment. So fokussieren sich manche zum Beispiel ausschließlich auf Award-Events oder Annual Highlight-Events.
Wer waren die großen Abwesenden?
Zoom war – so wie im Vorjahr – auch dieses Mal nicht dabei. Für mich völlig überraschend war allerdings, dass Hopin nicht vertreten war, obwohl sie mit großen Ambitionen und mindestens ebenso großem Budget in die Branche eingestiegen sind und zu den innovativsten Playern der Branche zählen.
Gibt es neue interessante Anbieter?
Gleich drei neue Anbieter sind mir besonders aufgefallen. Neben dem bereits erwähnten Meetyoo habe ich auch Zenus.io interessant gefunden. Sie werten Eventdaten aus, um das Veranstaltungs-Erlebnis weiter zu verbessern. Und VenueIQ spezialisieren sich darauf, Besucherströme auf Events zu messen und auszuwerten.
Kein gänzlich neuer Anbieter, aber ein neuer Name hat ebenfalls für Aufsehen gesorgt. Aus meiner Sicht aber leider nicht im positiven Sinn. Die Rede ist von Stova, dem Merger aus MeetingPlay, Aventri and eventcore.
Hier wurden drei gut eingeführte Brands aufgegeben und eine neue Brand kreiert, die nicht nur mich nicht überzeugen konnte. Entscheidungen wie diese basieren wohl mehr auf wirtschaftlichen Interessen und führen nicht immer zu einem besseren Angebot.
„Gallisches Dorf“ Deutschland
Was sich auch diesmal nicht geändert hat ist, dass Deutschland – und damit der gesamte DACH-Raum – weiter ein „gallisches Dorf“ im globalen Eventmarkt bleibt. Das bedeutet: Niemand außerhalb Deutschlands ist am deutschen Eventmarkt interessiert – mit Ausnahme von Cvent. Das liegt möglicherweise an den administrativen Hürden des Landes und seinen eigenen Regeln bei Ticketing und Rechnungslegung.
Spannend wird’s in nächster Zeit rund um Hubilo
Die virtuelle Eventplattform hat nämlich einen europäischen Anbieter von Check-in-Diensten gekauft, der Deal wird in den kommenden Wochen bekanntgegeben.