IBTM World 2022: Das sind die Event-Trends von der größten Messe der Eventindustrie.

Über 3.000 Aussteller und 15.000 Entscheidungsträger der Eventbranche treffen sich zum jährlichen Austausch in Barcelona. Invitario-Gründer Christoph Hütter war vor Ort und berichtet über die wichtigsten Erkenntnisse und Trends der globalen Leitmesse.
8. Dezember 2022 | 
Christoph Hütter
IBTM World 2022: Was die größte Messe der Eventindustrie über die Event-Trends der Zukunft verrät.

Mein erster Eindruck von der IBTM World 2022: Die Eventindustrie ist nach der Pandemie wieder vollständig „genesen“ und in einer spürbar positiven Aufbruchstimmung. Kein Vergleich zu meinem Besuch im Vorjahr, bei dem die Messe noch schwer von der Pandemie gezeichnet war.

Auch die für uns omnipräsenten Begriffe wie Inflation oder Rezession waren in meinen zahlreichen Gesprächen mit Messeteilnehmern und Ausstellern überhaupt kein Thema. Im Gegenteil: Die Budgets für Veranstaltungen sind (fast) wieder so großzügig wie vor der Pandemie. Die Eventbranche blickt optimistisch in Richtung 2023 – das bestätigen auch aktuelle Buchungen und die Vielzahl an Anfragen und die vollen Auftragsbücher der Aussteller.

IBTM World 2022 Barcelona

Über 3.000 Aussteller präsentieren sich auch der globalen Leitmesse der Eventbranche.

Im Vergleich zur Event Tech Live in London, die ich ebenfalls vor kurzem besucht habe, steht auf der IBTM in Barcelona nicht nur die Event-Technologie im Vordergrund, sondern die gesamte Business-Eventbranche – inklusive aller relevanten Player wie Reiseziele, Eventlocations, Hotels, Transportmittel, Agenturen, etc. Zum Vergleich: Während die Event-Technologie weltweit „nur“ einen Markt von rund 30 Milliarden Dollar bedient, beläuft sich das Marktvolumen der gesamten Eventindustrie auf etwa 1 Billion Dollar.

Das Spiel mit den Klischees.

Eine internationale Messe dieser Größenordnung ist natürlich auch eines: eine massive Werbeplattform. Jedes Land präsentiert sich von seiner besten Seite, um für Veranstaltungen und Geschäftsreisen möglichst attraktiv zu wirken. Mit dabei sind die wichtigsten Städte und Destinationen, die ihre Infrastruktur, Eventlocations, Hotels und Themen wie internationale Erreichbarkeit, Kultur und Gastronomie vorstellen. Dabei werden auch sämtliche Klischees bedient: Von den Kängurus am Stand der Australier bis hin zu Mozartkugeln und Bergmotiven am Stand der Österreicher.

IBTM Australien

Logisch: Am Messestand der Australier dürfen Kängurus natürlich nicht fehlen.

Auch die Niederländer halten, was die Klischees versprechen: Wer Lust auf gutes Bier hat, folgt ab 17 Uhr einfach der lautesten Partymusik und wird an ihrem Stand fündig.

Und was machen die Deutschen? Ein ganz schlichter Messestand ohne Schnickschnack, der eher wie eine (natürlich super saubere) Autofabrik aussieht. Damit sind dort alle Stereotypen bedient!

IBTM World 2022 Barcelona

Nüchtern und aufgeräumt wie eine Autofabrik. So präsentiert sich Deutschland der Welt.

Aber zurück zum Business. Welche Eindrücke und Erkenntnisse habe ich in Barcelona gewonnen? Diese vier Punkte sind mir besonders aufgefallen:

1. Das große Comeback der Eventindustrie.

Wie zu Beginn erwähnt, ist die Eventbranche vollständig zurück und befindet sich nahezu auf demselben Niveau wie vor der Pandemie. Das wird im Luxury-Travel-Segment besonders deutlich, wo Kunden bereit sind, für mehr Qualität auch wesentlich mehr Geld auszugeben als jemals zuvor.

2. Virtuelle Events? Eine Fehlanzeige.

Online-Events sind wieder „out“. Wer sich für virtuelle Veranstaltungen interessiert, wird hier nicht fündig. Auch diesmal waren sie auf der IBTM World – wenig überraschend – kein Thema. Zwar war Hopin im Vorjahr noch mit einem großen Stand vertreten, aktuell muss sich das Startup scheinbar mit anderen Herausforderungen auseinandersetzen.

Umso mehr ist mir bei der Messe erneut das unglaubliche Potenzial von Live-Veranstaltungen aufgefallen. Mit Menschen ins Gespräch zu kommen, sich mit ihnen auszutauschen und wichtige Informationen mitzunehmen – all das ist in dieser Unmittelbarkeit (gerade bei der Größenordnung einer IBTM) auf virtuellen Events einfach (noch) nicht möglich.

Wir bei Invitario sind aber davon überzeugt, daß alle Formate – live, virtuell und hybrid – eine gemeinsame Zukunft in einem breitgefächerten Eventportfolio haben. Entscheidend ist hier, die Vorteile des jeweiligen Eventformats richtig zu nutzen. Das hat dieses Jahr auch unsere Studie über Business-Events deutlich gemacht.

3. Die Eventbranche wird woke.

Nachhaltigkeit, Ethik und Inklusion sind Themen, die in Barcelona durchgehend stark vertreten waren. Das machte sich auch optisch bemerkbar: So war der Stand von Malaysien komplett in Grün gehalten, geschmückt mit Naturholz und Pflanzen.

IBTM World 2022 Barcelona Messestand.

Malaysien präsentiert sich mit Pflanzen und setzt auf Nachhaltigkeit.

Einige Messestände wurden gänzlich mit Pappkarton aufgebaut, wie etwa für den Oman (eindrucksvoll umgesetzt von unseren Freunden bei Papertown).

Auf der gesamten Messe gab es keine Plastikflaschen, dafür aber Refill-Möglichkeiten. Und auf den Namensschildern konnte man im Anschluss an die Messe wortwörtlich Tomaten wachsen lassen – in diese waren nämlich Samen für Tomatensträucher eingearbeitet. Das aus einem Karton gefertigte Namensschild einfach zu Hause in die Erde stecken und schon bald wachsen die Tomaten der IBTM im eigenen Garten.

Messestand IBTM World 2022 Barcelona Papertown

Nachhaltiger Messestand des Oman. Umgesetzt mit einer Kartonkonstruktion von Papertown.

Angesichts der Klimaerwärmung ist dieser Trend auch logisch. Wenn für Events tausende Leute eingeflogen werden, dann müssen die Veranstalter auch alles dafür tun, um zumindest vor Ort so ressourcenschonend wie möglich vorzugehen und den ökologischen Fußabdruck (in manchen Fällen wohl auch nur scheinbar) gering zu halten.

Dennoch: Gerade beim Thema der Nachhaltigkeit hätte ich mir mehr Ehrlichkeit erwartet: Schließlich ist es eine Tatsache, dass so große Messen wie die IBTM Unmengen an CO2 produzieren. So zu tun, als ob Events aktiv zum Umweltschutz beitragen, ist genauso illusorisch wie die Forderung, diese gänzlich abzuschaffen.

Begeistert bin ich jedoch davon, wie relevant das Thema Inklusion geworden ist. In der Vergangenheit wurden Personen mit Behinderungen kaum auf Events berücksichtigt – ich unterstütze es sehr, dass auch Teilnehmer mit besonderen Bedürfnissen immer aktiver angesprochen, integriert und berücksichtigt werden.

4. Die Event-Technologie meldet sich stark zurück.

Bis zum (vermeintlichen) Höhepunkt im Jahr 2019 hat sich die Anzahl der Aussteller und Vorträge rund um Event-Technologie von Jahr zu Jahr gesteigert. Nachdem im Vorjahr nach der Pandemie-Pause noch wenig davon zu sehen war, ist dieses Segment heuer wieder stark im Kommen. Die Hauptzielgruppe sind Verbände, die viele internationale Konferenzen organisieren.

Ein Trend, den ich bereits bei der Event Tech Live in London vor zwei Wochen beobachtet habe, setzt sich hier fort: Die meisten Software-Anbieter haben ihr Service-Angebot ausgebaut und setzen ihren Schwerpunkt darauf. Viele haben auch damit begonnen, Einzelveranstaltungen in Kombination mit Dienstleistungen anzubieten. Von mindestens zwei weiteren Anbietern habe ich erfahren, dass diese Veränderung erst im Verlauf der Pandemie stattgefunden hat.

Eine weitere Parallele zur Event Tech Live: Auch in Barcelona betonen viele Anbieter in ihrer Kommunikation, ein breites Angebot zu haben und alles von A bis Z abzudecken. Wenn man genauer hinsieht, bedienen sie aber in erster Linie eine Nische.

Als Branchenkenner weiß ich: Eventmanager setzen auf Individuallösungen. Das geschieht jedoch oft auf Kosten von skalierbaren Geschäftsmodellen. Dieses Dilemma ist zweifelsohne eine der größten Herausforderungen der Event-Technologie-Branche.

Welche Fragen bleiben für 2023 offen?

Mich wundert, dass sich anscheinend noch niemand mit dem Thema Künstliche Intelligenz beschäftigt. Hier gibt es auf jeden Fall noch großes Potenzial. Nur ein Anbieter ist mir aufgefallen, der eine Gesichtsscannung der Teilnehmer für den Check-in entwickelt hat und die funktioniert, wenn die Teilnehmer vorab ein Foto von sich hochgeladen haben.

Mein Re­sü­mee zu den Event-Trends der Zukunft:

  • $Die Eventbranche geht mit voller Zuversicht in das kommende Jahr.
  • $Niemand erwartet Einschränkungen rund um Covid oder Einschnitte beim Budget.
  • $Virtuelle Events sind passé, der Fokus liegt wieder gänzlich auf Präsenzveranstaltungen.
  • $Die Event-Technologie-Branche boomt und setzt verstärkt auf ergänzende Dienstleistungen.
  • $Die Anbieter von Event-Technologie werden zunehmend fragmentierter, viele Anbieter konzentrieren sich auf Nischenangebote.
  • $Nachhaltigkeit und Inklusion sind endlich ein relevantes Thema.

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Intro-Video mit Carsten Schwarz